am Samstag, den 8.März
Am Samstag, den 8.März fand in der Kirche St. Ulrich ein Benefizkonzert zugunsten des Neubaus einer russisch-orthodoxen Kirche in München statt, das einen Einblick in das liturgische Geschehen einer russisch-orthodoxen Kirchengemeinde in der Fastenzeit, der Karwoche und des Osterfestes gab.
Zunächst leiteten die Männerchöre des MGV Eintracht Mörsch und des MGV Badenia Bietigheim unter Ihrem Chorleiter Alexeij Burmistrov, der auch die Gesamtleitung des Kirchenkonzertes hatte, mit bekannten lateinischen Chorsätzen der römischen Kirchenmusiktradition das Konzert ein. Bei dem Chorsatz Panis angelicus, von César Franck sang die hier schon allseits bekannte Sopranistin, Stimmbildnerin und Chorleiterin Frau Uljana Nesterova gekonnt den Solopart. Bei dem in Deutschland bekanntesten Lied von Dimitri Bortnianski „Ich bete an die Macht der Liebe” sang den Tenorsolo Herr Hans Groß. An der Orgel begleitete einfühlend Nargixa Alimova.
Danach leiteten die beiden Männerchöre, zusätzlich verstärkt von Sängern der weiteren Burmistrov-Chöre Liederkranz Forchheim, Freundschaft Ettlingen und Liederkranz Baden-Baden, mit dem Chorsatz „Tebe Pojem” zu deutsch „Dir singen wir” von Dimitri Bortnianski zum Hauptteil dieses Konzertes, der russisch-orthodoxen Kirchenmusik über. Dieser Chor, in Russisch gesungen, war eine gesanglich gewaltige Geste der Unterstützung des Neubauvorhabens, das die zu einem Kirchenraum umgenutzte Garage ablösen soll.
In den nun folgenden zwölf Programmpunkten sang ein klanglich sehr gut besetztes Ensemble, das die Stelle eines Kirchenchores oder einer Schola im russisch-orthodoxen Gottesdienst vertrat,
liturgische Gesänge der Karwoche und des Osterfestes. Diese Gesänge gehen zurück auf die einstimmigen, frühmittelalterlichen Neumengesänge und wurden im Laufe der Jahrhunderte weiter entwickelt und schließlich von fast allen großen russischen Komponisten zu mehrstimmigen Chorsätzen weiter
verarbeitet oder neu gesetzt.
Dem Ensemble, bestehend aus Uljana Nesterowa (Sopran), Xenia Rahr-Zabelitsch (Alt), Alexej Burmistrov (Tenor), Clemens Hauk (Bass) und Alexander Kadim (Bass), gelang eine so hervorragende
klangliche Intonation und Fülle, dass es nach kurzer Zeit die Konzertbesucher in ihren Bann zog.
Der Vorsteher der russischen-orthodoxen Gemeinde in Baden-Baden und Pforzheim, VaterAndrej, führte mit prägnanter Stimme die eingestreuten Verslesungen und die Wechselgesänge aus.
Damit die Zuhörer den russisch vorgetragenen Gesängen und dem liturgischen Hintergrund folgen konnten, erläuterte als Lektor Herbert Baier zwischen den Programmpunkten das Hintergrundgeschehen und gab Teilübersetzungen der russischen Texte. Man hörte und spürte regelrecht, wie die vorgetragenen Gesänge, Litaneien und Wechselgesänge auf Ostern zu einem Höhepunkt zustrebten. Die Gesänge wurden immer siegesbewusster, zuversichtlicher und freudiger. Als Schlusspunkt wurde das „Otsche Nasch”, das „Vaterunser” vorgetragen, wofür sich die Konzertbesucher von Ihren Plätzen erhoben.
Der Schlussbeifall wollte nicht enden, was bewies, dass dieses Kirchenkonzert für die Zuhörer von besonderer Qualität war. Pfarrer Hill von St. Ulrich sprach ein verbindendes Schlusswort. Es wurde beim anschließenden Zusammensein, bei dem russische Spezialitäten gereicht wurden, immer wieder angeregt, ein solches oder ein ähnliches Kirchenkonzert jährlich anzubieten.
-hb-